Wirtschaft Russland

Ausgewählte Wachstumszahlen der russischen Volkswirtschaft


Wachstum des BIP (Bruttoinlandsprodukts)
in Prozent gegenüber dem Vorjahr
Jahr 1997 1998 1999 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
BIP (real) -5,3 6,4 10,0 5,1 4,7 7,3 7,2 6,4 6,5 6,0

Die Volkswirtschaft der russischen Föderation trägt bis heute schwer am Erbe der Sowjetunion. Nach deren Ende im Jahr 1991 wurde in den darauffolgenden Jahren unter der Jelzin-Regierung eine Privatisierung der ehemaligen Staatsbetriebe eingeleitet. Diese wurde aber ziemlich überhastet und unkontrolliert durchgeführt, so dass die Bevölkerung unvorbereitet mit den Unwägbarkeiten der Marktwirtschat konfrontiert wurden, während einige wenige mit Hilfe alter Seilschaften und billiger Kredite unermesslichen Reichtum anhäufen konnten. Infolge der mit den Privatisierungen einhergehenden Hyperinflation wurden die Ersparnisse vieler Menschen vernichtet und die Gehälter vermindert. Die Krise gipfelte schließlich im Herbst 1998 in einem Kollaps der Staatsfinanzen, der für den Großteil der Russen den Verlust sämtlicher Spareinlagen bedeutete.

Jelzins Nachfolger Wladimir Putin profitierte ab 2001 von einem überdurchschnittlich hohem Anstieg der Weltmarktpreise für Erdöl und Erdgas, den wichtigsten Exportgütern Russlands. Finanzpolitische Maßnahmen wie die regelmäßige Tilgung der Auslandsschulden, die Bildung von Devisenreserven mit den Erlösen aus den Rohstoffexporten und die Einführung eines niedrigen Einheitssteuersatzes stärkten das Vertrauen in Russland als Wirtschaftsstandort und führten zu einer Stabilisierung des Rubelkurses. In den letzten Jahren konnte die russische Wirtschaft mit hohen Wachstumsraten aufwarten und dadurch entstand in den Metropolen auch eine neue Mittelschicht, die mit ihrem Ehrgeiz und ihrer Konsumfreude zu einem Motor der wirtschaftlichen Erholung wurde.

Doch die Entwicklungen im Jahr 2008 offenbarten auch die Versäumnisse und strukturellen Schwächen. Zunächst leitete die bereits vor einigen Jahren zunehmende Einflussnahme des Staates auf wichtige Industriezweige, wie z.B. die Ölindustrie, zu einem verstärkten Misstrauen ausländischer Investoren. Beispielhaft hierfür ist die Zerschlagung des Yukos-Konzerns nach der sehr umstrittenen Verhaftung des Firmeneigentümers Chodorkowsky wegen eines Steuerdelikts, welches man aber vielen anderen Oligarchen ebenfalls hätte nachweisen können. Ein möglicher Grund für dieses Vorgehen sind eventuelle politische Ambitionen des Jungmilliardärs. Die Reste seines Konzerns gerieten unter die Kontrolle von staatlichen Unternehmen, welche schließlich den Großteil des Energiesektors beherrschten.

In der Folge trug dies neben der mangelnden Rechtssicherheit und der allgegenwärtigen Korruption zu einem Abfluss ausländischen Kapitals aus Russland. Diese Tendenz wurde durch den Krieg gegen Georgien im August 2008 noch weiter verstärkt.

Versäumt wurden in den Boom-Jahren aber auch notwendige Investitionen in die marode Infrastruktur. Dies gilt sowohl für die zum Teil ausgebliebene Erneuerung des veralteten Pipeline-Netzes als auch für den Ausbau und die Modernisierung des zu dünnen und veralteten Straßen- und Schienennetzes.

Zudem leidet die russische Wirtschaft unter der mangelnden Diversifikation und ihrer damit verbunden Abhängigkeit von Öl- und Gaspreisen. Als diese im Sommer und Herbst 2008 rapide fielen, gingen auch die Exporterlöse und damit auch die Staatseinnahmen stark zurück. Dadurch geriet auch der Rubel unter Druck und verlor gegen Ende des Jahres massiv an Wert. Um einen dramatischen Kursverlust wie 1998 zu verhindern, unternimmt die russische Staatsbank Stützungskäufe, welche aber die in den letzten Jahren angehäuften Devisenreserven dezimieren. Zudem verschärft der Wertverlust des Rubels die Auswirkungen der anhaltend hohen Inflation (2008 ca. 15%).

Für das Jahr 2009 erwarten Experten, dass die russische Wirtschaft in eine Rezession gerät und dass viel Menschen in Folge dieser ihren Arbeitsplatz verlieren werden.