Reise nach Russland

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Wenn man seinen Freunden und Bekannten erzählt, dass man nach Russland reisen möchte, so wird man häufig ungläubiges Staunen oder Fragen wie «Was willst du denn dort?» ernten. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass eine Mehrheit der Deutschen mit Russland vor allem ein unangenehmes Klima, Armut und mangelnde (Rechts-)Sicherheit verbinden, so dass es als Reiseziel nie in Frage käme. Doch diese Kritikpunkte treffen teilweise auf andere beliebte Urlaubsländer, wie zum Beispiel Ägypten, gerade in punkto Sicherheit in viel stärkerem Maße zu. Die zitierte Frage ist dagegen ein Zeichen dafür, dass Russland für viele Mittel- und Westeuropäer ein «Terra Incognita» ist und nur wenige die Facetten des riesigen Landes kennen.

In diesem Zusammenhang sei auf den englischen Schriftsteller George Bernhard Shaw verwiesen, der während seiner Reise durch die Sowjetunion feststellte, dass diese das faszinierendste Reiseland der Welt sei, da es dort viele Völker und Kulturen zu entdecken gebe. Neben der auch heute noch in der russischen Föderation anzutreffenden ethnisch- kulturellen Vielfalt, sind die Hauptattraktionen Russlands jedoch die beiden Städte Moskau und Sankt Petersburg, welche die meisten und wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes zu bieten haben.

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Weniger bekannt ist dagegen die landschaftlichen Facetten, die von Eiswüsten im äußerten Norden bis zu subtropischen Küstenregionen an der Schwarzmeerküste und von Mischwäldern bis hin zu vulkanischen Gebirgen auf der Halbinsel Kamtschatka.

Reisen nach Russland sind heute wesentlich problemloser als noch zu Zeiten der Sowjetunion, in denen der Staatsmonopolist Intourist die ausländischen Gäste «betreute» und dafür sorgte, dass man neben Kultur auch die (wenigen) Errungenschaften des ersten kommunistischen Staates der Erde zu sehen bekam. Relikte dieser Ära der russischen Tourismusindustrie haben bis zum heutigen Tag überlebt. Als Beispiel dafür sind Bettenburgen wie das Hotel Izmailowo in Moskau zu nennen, das 1980 für die olympischen Spiele errichtet wurde und mit ca. 8000 Betten in vier Blöcken das größte Hotel Europas ist. Typisch für diese Riesenhotels ist, dass darin vom Friseur bis hin zur pseudo-bayrischen Bierstube alles zu finden ist. Dies sollte wahrscheinlich verhindern, dass ausländische Besucher, doch auf die Idee kommen, das Hotel zu verlassen und den real existierenden Kommunismus auf eigene Faust zu erkunden. Auch der Service dieser Bettenburgen kann häufig als sowjetisch bezeichnet werden.

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Demgegenüber fehlen aber vor allem in Sankt Petersburg und Moskau noch kleinere bis mittelgroße Mittelklasse Hotels, während die Zahl der Luxushotels in den letzten Jahren in beiden Städten stark anstieg. Der Moskauer Bürgermeister Luschkow hat für das Jahr 2008 den Ausbau der Übernachtungskapazitäten in großem Maße angekündigt, aber im Zuge der Finanzkrise und angesichts bereits früher nicht realisierter Projekte darf an der Umsetzung dieser Ziele gezweifelt werden.

Dass Russland sein touristisches Potenzial noch zu wenig ausschöpfen konnte, liegt auch daran, dass man erst in den letzten Jahren damit begonnen hat, sich auf die Bedürfnisse ausländischer Besucher einzustellen. Ein Beispiel dafür sind Straßenschilder und U-Bahn-Fahrpläne, welche -zumindest in Sankt Petersburg und Moskau- teilweise auch in lateinischer Schrift lesbar sind. Dabei sollte man wegen der zu kleinen Schriftgröße aber über ein gutes Augenlicht verfügen, um dies zu bemerken. In vielen Museen dagegen ist die Beschreibung der Exponate häufig nur in Russisch.

In Sankt Petersburg wurden im Jahr 2008 das erste Mal auch Tourist-Informationen, über die jede deutsche Kleinstadt verfügt, in der Nähe der wichtigsten Sehenswürdigkeiten eingerichtet, in denen man sich mit z. B. Stadtplänen versorgen kann. Als besonders hilfreich erweisen sich in Sankt Petersburg die an roten Jacken erkennbaren Studenten, die so genannten «flying Angels», welche Touristen bei eventuellen Fragen in gutem Englisch weiterhelfen können.

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Wie diese Beispiele zeigen, ist Russland auf eine Rolle als klassisches Reiseland noch unzureichend vorbereitet. Darin besteht aber auch ein gewisser Reiz, da vor allem der Individualtourist noch vieles auf eigene Faust entdecken muss und dabei Land und Leute besser kennenlernen kann, da man sich in so mancher Situation auf die sehr hilfsbereiten Menschen (gilt nicht für die in Uniform und die hinter irgendwelchen Schaltern) in Russland verlassen kann.

Wenn man sich für diese Art des Reisens entschließt, so ist dies heutzutage grundsätzlich möglich. Dies bedarf aber einiger Vorbereitung, da man u.a. einen Visumantrag an einem russischem Konsulat stellen muss.

Wer die Sehenswürdigkeiten Russlands ohne größere Anstrengungen kennenlernen, sollte sich auf die mittlerweile zahlreichen Angebote an Pauschalreisen konzentrieren. Die häufig spezialisierten Reiseveranstalter kümmern sich zum Beispiel um die Visaformalitäten und bieten Besichtigungstouren, welche ohne die nötigen Sprachkenntnisse in dieser Form individuell nie durchführbar wären. Außerdem beinhalten die Pauschalangebote auch Übernachtungspreise, die häufig günstiger sind als bei individueller Buchung.

Als Individualtourist sollte man bei der Suche nach geeigneten Hotels eine geraume Zeit für die Recherche im Internet verwenden. Hier lohnt es sich zu vergleichen, denn häufig unterscheiden sich die Übernachtungspreise der deutschen und russischen Anbieter doch gewaltig.